Das Stretching dient zur Verbesserung der Beweglichkeit. Diese gehört zu den konditionellen Fähigkeiten. Eine ausreichende Beweglichkeit ist die Grundvoraussetzung für die technisch saubere Umsetzung einer Bewegungsaufgabe und damit auch für unseren Trainingsplan. Die Beweglichkeit wird durch die Gelenkigkeit (= Aktionsradius der Gelenke) und die Dehnfähigkeit der Muskulatur bestimmt.
Die Gelenkigkeit wird durch die Gelenkstruktur (Gelenke, Knorpel, Bandscheiben) bestimmt und kann nicht trainiert werden. Die an der Bewegung beteiligten Knochen können nur bestimmte Winkelstellungen einnehmen. Die Dehnfähigkeit wird durch Sehnen, Bänder, Kapseln und Muskel beeinflusst. Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln haben stabilisierende Funktionen und ihre Dehnungsfähigkeit lässt sich nicht wesentlich verbessern. Die Muskulatur hat dabei besondere Bedeutung, ihre Dehnfähigkeit kann trainiert werden. Stretching fördert zudem die Regeneration.
Wir konzentrieren uns nach dem Workout auf ein aktiv statisches Dehnprogramm. Dieses senkt den Muskeltonus (also die Grundspannung im Muskel) und baut Abfallprodukte des Stoffwechsels in der Muskulatur ab. Wir starten bei unserem Stretching Programm mit den Beinen und arbeiten uns dann im Kör-per weiter nach oben. Jede Übung sollte je-weils 1 – 2 Mal für ca. 10 – 20 Sekunden gehalten werden. Achte darauf, während der Dehnübung gleichmäßig ruhig und tief ein und aus zu atmen.
Jochens Basis Stretching Übungen
1) Stretching der Waden
Aus dem Ausfallschritt verlagerst du den Körperschwerpunkt auf das vordere Bein. Die Ferse des hinteren Beins bleibt am Boden oder hebt leicht ab. Dadurch erzeugst du Spannung in der Wadenmuskulatur. Achte auf eine aufrechte Körperhaltung. Das Anspannen der Rumpfmuskulatur hilft dir dabei. Halte die Position bei dieser Stretching Übung für 10 – 20 Sekunden. Löse dann die Spannung und wechsel die Seite.
2) Klassische Stretchingübung für den Beinbeuger
Du kniest auf dem hinteren Bein, das vordere ist gestreckt und die Fußspitze leicht angezogen. Beide Hände greifen jetzt nach der Fußspitze des vorderen Beines. Mit dem Oberkörper machst du keinen Buckel, der Kopf liegt in Verlängerung des Körpers. Der Blick geht über die Fußspitze hinweg zum Fußboden. Halte die Position bei dieser Stretching Übung für 10 – 20 Sekunden. Löse dann die Spannung und wechsel die Seite.
3) Beinstrecker – Stretching des Antagonisten des Beinbeugers
Du stehst aufrecht und führst ein Bein Richtung Po. Dort greifen eine oder beide Hände den Fuß am Fußgelenk und ziehen ihn aktiv an den Po heran. Die Knie sind nebeneinander positioniert und der Blick ist in die Ferne gerichtet. Achte unbedingt auf eine aufrechte Körperhaltung und ausreichend Spannung im Rumpf, so dass du ein Ziehen im vorderen Oberschenkel fühlst. Halte die Position bei dieser Stretching Übung für 10 – 20 Sekunden. Löse dann die Spannung und wechsel die Seite.
4) Gluteus und Abduktoren
Du sitzt auf dem Fußboden. Ein Bein ist lang ausgestreckt, das andere ist angezogen. Das angezogene Bein führst du über das ausgestreckte und setzt den Fuß neben dem Knie ab. Mit den Armen drückst du das Knie dem Fuß des angewinkelten Beins hinterher und erzeugst dadurch Spannung im äußeren Bereich des Oberschenkels und im Gesäß. Achte auch hier auf eine aufrechte Haltung des Oberkörpers und Spannung in der Rumpfmuskulatur. Halte die Position bei dieser Stretching Übung für 10 – 20 Sekunden. Löse dann die Spannung und wechsel die Seite.
5) Stretching der Adduktoren
Im breiten seitlichen Ausfallschritt bewegst du dich über den Fuß des leicht angewinkelten Beins. Der Rücken ist aufrecht und der Rumpf stabil. Durch Verschieben des Beckens in Richtung des angewinkelten Beins dehnst du die Innenseite des gestreckten Beins. Halte die Position bei dieser Stretching Übung für 10 – 20 Sekunden. Löse dann die Spannung und wechsel die Seite.
6) Stretching Brust
Stell dich in einem aufrechten, stabilen Stand seitlich an eine Tür oder Wand. Winkle den Arm, der zur Wand zeigt, im Ellenbogen in etwa im Winkel von 90 Grad an. Der Ellenbogen befindet sich leicht unter Schulterhöhe und dein Arm und die Handinnenfläche liegen fest an der Wand. Nun drehst du den Körper um die Längsachse von der Wand weg, so dass du Dehnungsspannung in der Brustmuskulatur fühlst. Halte die Position bei dieser Stretching Übung für 10 – 20 Sekunden. Löse dann die Spannung und wechsel die Seite.
7) Trizeps + Schulter
Du stehst aufrecht mit leicht gebeugten Knien und geradem Rücken. Führe jetzt einen Arm hinter den Kopf und leg die Hand zwischen deinen Schulterblättern ab. Den Ellenbogen umfasst du mit der anderen Hand und ziehst ihn zur linken Schulter. Beuge den Kopf nicht nach vorn. Dein Hals bleibt gerade in Verlängerung der Wirbelsäule. Halte die Position für 10 – 20 Sekunden. Löse dann die Spannung und wechsele die Seite.
Exkurs Dehnen und Stretching
Kaum ein Thema wurde in der Sportwissenschaft und -praxis so intensiv diskutiert und so häufig „über den Haufen geworfen“ wie das Thema Dehnen und Stretching. Macht Dehnen überhaupt Sinn, sollte es am besten vor oder besser nach dem Training oder nur isoliert davon eingesetzt werden, sollte die Dehnung gehalten werden oder in einer wippenden Bewegung ausgeführt werden? In diesem Trainingsprogramm findet das Dehnen vor allem nach der Belastung Anwendung als regenerative Maßnahme.
Der Muskeltonus soll gesenkt, Verspannungen gelöst und Stoffwechselprodukte besser ab-transportiert werden (geringer Muskeltonus = bessere Durchblutung der Muskulatur). Muskeldysbalancen können Verspannungen verursachen und die Beweglichkeit einschränken. Sie werden sowohl über die Kraftkomponente der Zirkel als auch mit Hilfe der Dehnübungen ausgeglichen. Die funktionellen Übungen des Trainingspro-gramms erfordern große Bewegungsamplituden und das Zusammenspiel von Muskel-Agonist und -Antagonist. Somit ist auch in den Zirkeleinheiten eine Beweglichkeitskomponente enthalten.